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Futterdeklarationen richtig lesen!


Was steht drauf und was ist wirklich drin?

 

Woher weiß ich, ob mein Fertigfutter gut ist?

Was ist da wirklich drinnen und ist das alles so gesund?


Futtermittelhersteller sind gesetzlich verpflichtet Futtersäcke oder Dosen so zu kennzeichnen, dass der Kunde erkennen kann, was genau in der Packung ist, wieviel er seinem Tier füttern darf, wer es produziert hat usw.


Viele Informationen auf oft zu kleinen Etiketten sind manchmal nicht mal für Adleraugen zu erkennen. Wenn man dann seine Lesebrille hervorgekramt hat, heißt das aber noch lange nicht, dass man versteht was man jetzt plötzlich lesen kann.


Meist wird man etwas in die Irre geführt, und ohne richtige Schulung hat man oft keinen Durchblick durch diese vielen (Fach)Begriffe.


Ich möchte Euch ein wenig Hilfestellung geben, um herauszufinden, ob das aktuelle Futter auch das richtige für Euren Vierbeiner ist.

 

Zu diesem Thema gibt es seitenweise Information in der Futtermittelverordnung, wer hier mehr darüber wissen möchte kann gerne hier stöbern:



Allerdings ist das ein sehr trockenes und verwirrendes Thema, mit dem ich mich schon damals auseinandersetzen musste, als ich selbst noch Futtermittel für Hunde und Katzen hergestellt habe.

Monate habe ich damit verbracht die dicken Ordner zu lesen, um auch nur ansatzweise zu verstehen was da geschrieben stand. Bis man mir dann bei der AGES erklärt hat, worauf es wirklich ankommt.


Ich werde die wichtigsten Dinge für Euch zusammenfassen, die für die Gesundheit Eurer Haustiere relevant sind. Hauptaugenmerk auf Hunde und Katzen (Heimtiere) gelegt.

 

Fangen wir mal übersichtlich an:

Zuerst mal muss angeführt werden, für welche Tierart das Futter geeignet ist. Schließlich sind manche Tiere Fleischfresser, Allesfresser oder Pflanzenfresser.

 

Die weiteren interessanten Angaben sind:


Alleinfuttermittel, Einzelfuttermittel, Ergänzungsfuttermittel


Alleinfuttermittel für Hunde

Ein Alleinfuttermittel ist ein Mischfuttermittel, das wegen der  Zusammensetzung für eine tägliche Ration reicht (sollte also alles drin sein, was das Tier am Tag so braucht)



Einzelfuttermittel für Hunde und Katzen

Ein Einzelfuttermittel ist der einzelne Teil,

also ein pflanzliches oder tierisches

Futtermittel (zB. nur Rindfleisch, nur Karotten).



Ergänzungsfuttermittel sind Mischungen, die allein gefüttert, nicht den täglichen Bedarf decken. (zB. eine Dose nur mit verschiedenen Gemüsesorten; Vitamin-Mineralienmischung zur Ergänzung, usw.)


Leider habe ich auch schon Dosen gefunden, wo nur eine Fleischsorte drin ist, und trotzdem als Ergänzungsfuttermittel deklariert ist. Dann wird es echt kompliziert.



Einzelfuttermittel, das als Ergänzungsfuttermittel deklariert wird


Dieses Ergänzungsfutter ist eigentlich ein Einzelfuttermittel, da nur Weiderind drin ist!



Aber merkt Euch, nur weil "Alleinfuttermittel" draufsteht, heißt es noch lange nicht, das es auch gut ist!


Weiters gibt es für Heimtierfuttermittel die Analytischen Anteile, wie zB Rohprotein, Rohfett, Rohfaser, Rohasche, Feuchte. Diese Werte werden mittels der Weender Analyse ermittelt, und geben oft wichtige Hinweise auf die Qualität des Futters.


Analytische Daten gem. der Weender Analyse

Rohprotein: gibt den Eiweißgehalt des Futters an.

Bei wachsenden Hunden sollte dieser mindestens 22% enthalten und bei erwachsenen Hunden mindestens 18%. (Alleinfuttermittel)


Allerdings ist es wichtig, wie hochverdaulich und bioverfügbar diese Eiweiße sind. Pflanzliche Eiweiße sind für Fleischfresser nicht so gut verdaulich wie tierische Eiweiße. Also auch einen Blick auf die Zutatenliste werfen – dazu später mehr.


Rohfett: das sind nicht nur reine Fette, sondern auch Lipoide, Wachse, Fettsäuren und fettlösliche Vitamine. Bei Tieren mit Bauchspeicheldrüsenproblemen sollte der Fettanteil unter 6% liegen!


Rohasche: Beim „Verbrennen“ des Rohmaterials bleibt der anorganische Teil über, die Rohasche. Dies zeigt die Verdaulichkeit des Futters an, je höher der Rohascheanteil, desto geringer die Verdaulichkeit des Futters.


Rohfaser: gehört zu den unlöslichen Ballaststoffen, zumeist sind das pflanzliche Faserstoffe.

 

 

Kommen wir nun zur Zusammensetzung.


 Alle Inhaltsstoffe sind in absteigender Reihenfolge angeführt. Also was an erster Stelle steht, davon ist auch am meisten drin.


Prinzipiell wünschen wir uns ein Futtermittel mit einem hohen Fleischanteil, ohne Getreide, vielleicht Gemüse und Ballaststoffe und evtl. noch hochwertige Öle und Mineralstoffe. Das wäre so überschlagsmäßig mal ganz gut.


Wie schaut es aber in der Realität aus?


Im Supermarkt, Zoofachhandel oder auch beim Discounter gibt es allerlei Schälchen, Dosen und Säcke für Hunde und Katzen. Meistens beginnt die Zutatenliste so:

Fleisch- und tierische Nebenerzeugnisse (Rind 4%), pflanzliche Nebenerzeugnisse, Mineralien.

Diese Auflistung ist sehr ungenau und kann alles beinhalten, aber ganz sicher nicht viel Brauchbares für das (Haus)Tier.


Fleisch- und tierische Nebenerzeugnisse:


sind meist Abfallprodukte wie Federn, Häute, Haare, Sehnen, Knorpel, Bindegewebe….aber kein Muskelfleisch, was wir aber brauchen.

Denn das würde in der Deklaration „Muskelfleisch“ heißen! Bei der Angabe „4% Rind“, heißt das, dass von dem gesamten „Fleischanteil“ nur 4% Rind drin sind, aber die restlichen 96% ??

Wir wissen es nicht.  (ein Fallbeispiel findest du weiter unten im Text)


Übrigens: Wenn das Produkt mind. 4% einer Fleischsorte zB Kaninchen beinhaltet, darf auf dem Etikett stehen „….mit Kaninchen“, auch wenn der Rest nur Huhn oder Schwein, oder was auch immer ist.


Pflanzliche Nebenerzeugnisse:


das sind meist ebenfalls Abfallprodukte wie Getreideschalen, Grannen oder Weizenkleie. Jedenfalls nichts, was wir unbedingt in großen Mengen im Hunde- oder Katzenfutter haben wollen.


Hier sind die Hersteller aber sehr gefinkelt und versuchen nun, den Konsumenten in die Irre zu führen. Statt der Sammelbegriffe „Getreide“ oder „pflanzliche Nebenerzeugnisse“ die zumeist an erster Stelle stehen würden, splitten sie einfach die einzelnen Getreidearten auf und schon fallen sie bei der Zutatenliste weiter nach hinten. 


Übrigens ist es nicht verpflichtend die Angabe in Prozent zu benennen.


Bei einem guten und hochwertigen Futter wünschen wir uns, dass viel Fleisch enthalten ist. Aber, Fleisch ist nicht gleich Fleisch.


Der Begriff „Fleisch“ meint das ganze Beutetier ohne Knochen. Also auch die Innereien. Die sind zwar ebenso wichtig und haben wertvolle Inhaltsstoffe, aber die Menge machts.

Innereien sind meist günstiger als Muskelfleisch und werden deshalb oft in einem höheren Prozentsatz beigefügt. Auch Pansen (der Magen von Wiederkäuern) zählt zu den billigen Teilen.

Also sollte man darauf achten, dass gerade bei empfindlichen Hunde/Katzen-mägen, Muskelfleisch an den ersten Stellen steht.


Und noch was:

Es sollte in jeder Dose nur EINE Fleischsorte enthalten sein. Sogenannte SINGLEPROTEINE.


Hier ein tolles Beispiel, einer führenden Hundefuttermarke:  

sehr ungünstige Futterzusammenstellung

 

Kurz erklärt: Wir haben hier 21% Gesamtmenge an tierischen Teilen. Davon sind 90% natürlich und die restlichen 10% ???). Und von den 21% tierischem sind 4% Rind. Die restlichen 96% wissen wir nicht. Vielleicht Schwein, Huhn, Krokodil??

Die anderen 79% der ganzen Dose sind pflanzlich. Außer den Rübentrockenschnitzel (was als Schweinefutter Verwendung findet) haben wir keine Ahnung, welche pflanzlichen Bestandteile es sind.


Eigentlich ist unser Hund ein Fleischfresser, der zwar pflanzliche Teile braucht und verdauen kann, aber nicht in diesen Mengen (79%). Wieso nicht gleich vegan füttern (Vorsicht Sarkasmus!)

 

Was gibt es sonst noch so im Fertigfutter zu finden?


Konservierungsstoffe, Farb-, Geschmacks-, Lock-, Aromastoffe, Stabilisatoren….


Fangen wir mit den Konservierungsstoffen an. Diese braucht man, um das Produkt zu konservieren, also um es haltbar zu machen. Enthaltene Öle können oxidieren (ranzig werden), die Farbe kann sich verändern, der Geschmack kann sich verändern…. Und genau das will niemand.


Konservierungsstoffe unterteilt man

  • in synthetische (BHS,BHT, Etoxyquin, Ascorbinsäure (Vit. C), Propylgallant, Tocopherole (Vit. E)…)

  • in natürliche (Rosmarinöl, Süßholz, Leinsamen, Ingwer, Traubenkernöl….) und

  • in antimikrobielle (Zitronensäure, Phosphorsäure, Sorbinsäure, Natriumsorbat, Natriumnitrit…)


*rot gekennzeichnete sind bedenklich


„…Ernährungsphysiologische Zusatzstoffe…“ 

findet man auch häufig auf den Etiketten.

Das sind dann zB. Vitamin C, Vitamin A….aber auch Kufersulfat, Zinksulfat, Mangansulfat werden synthetisch beigefügt, um das Futter mit Spurenelementen anzureichern.

Klingt alles fantastisch, aber ACHTUNG!


Viele Sulfate sind toxisch oder zumindest gesundheitsschädlich. Hierzu könnt ihr auch gerne die Suchmaschine befragen um nähere Infos zu erhalten.


Kommen wir zu den Farb- und Aromastoffen.


Farbstoffe sind meist synthetischer Natur und haben den Sinn, das Futter attraktiver zu machen. Doch eher für das menschliche Auge, den dem Hund oder der Katze ist es egal, ob die Stückchen rot, rosa oder hellgelb sind.

Mit Nebenwirkungen ist natürlich zu rechnen.


Glutamate werden ebenfalls gerne eingesetzt, um das Futter geruchlich interessant zu machen. Denn der Mensch kauft die Dose oder den Futtersack. Und wenn das Futter unangenehm riecht, wird man wohl kein zweites Mal hingreifen.


Übrigens, wer schon mal was vom „China-Restaurant-Syndrom“ gehört hat, weiß, dass Glutamat in Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht wird.


ACHTUNG: Bei den Zusatzstoffen können auch nur die sogenannten „E-Nummern“ angeführt werden. Hier findest du eine Liste, in der diese Nummern beschrieben sind. Auch so können unschön klingende Begriffe etwas retuschiert werden, denn wer weiß denn all diese Nummern auswendig?

 

Kennst du dich jetzt noch aus?


Weißt du jetzt, was du füttern sollst?


Vermutlich nicht.


Hier eine kurze Zusammenfassung, wie du das richtige Futter findest:


  • Wenn möglich, in erster Linie frisch füttern (roh oder überbrüht) aus frischen, regionalen Zutaten - einfach barfen

  • Dosen/Nassfutter dem Trockenfutter vorziehen, da Trockenfutter schwer verdaulich und unnatürlich ist

  • Futter wählen mit hohem Fleischanteil, getreidefrei, frei von künstlichen Zusatzstoffen, mit nur einer Proteinquelle

  • Zutatenreihenfolge beachten



Ich habe auch eine kleine Auswahl gefunden, wo du artgerechtes Futter finden kannst.



Gutes Katzenfutter ist wirklich schwer zu finden. Aber, eine reine Fleischdose für Hunde, aufgepeppt mit etwas Taurin und 5% Ballaststoffen (zB. Flohsamenschalen) sind absolut ausreichend für deinen Stubentiger!!


Weitere Links findest du hier

Joy mit einem Knochen

In Kürze werde ich auch wieder Ernährungsberatungen anbieten. Da sich in den letzten Jahren allerdings wissenschaftlich so viel getan hat, muss ich meine Unterlagen neu überarbeiten!


Viel Spaß beim Studieren Eurer Futtervorräte!

Wenn Ihr noch Fragen habt, könnt Ihr mir natürlich gerne schreiben!


Alles Liebe

Eure Sonja

 

 

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